COMT
Datum: 07.11.2022 Autor: Sebastian Dietrich

Der COMT Polymorphismus bezeichnet einen der stärksten und einflussreichsten genetischen Varianten in unserem Genom. Vor allem die COMTval158met Variante hat weitreichende Auswirkungen auf unsere Gesundheit durch seine Auswirkungen auf die unterschiedlichsten körpereigen Systeme. Und, der COMT Genotyp bestimmt sogar, ob wir ein Warrior (Krieger) oder Worrior (jemand, der sich häufig sorgen macht) sind.
Funktionen des COMT
COMT ist ein Gen, welches für das gleichnamige Enzym Catechol-O-Methyltransferase kodiert. Da es zu den Methyltransferase Genen gehört, ist seine Aufgabe einen Methylrest (OH-Gruppe) zu transferieren. Das bedeutet in den meisten Fällen, dass etwas deaktiviert wird. Und die Deaktivierungsfunktion wird sehr häufig im Körper benötigt, COMT wird dabei z.B. bei der Deaktivierung und dem Abbau von Giftstoffen, von Hormonen und von Neurotransmittern benötigt.
Dopamin
Der Neurotransmitter Dopamin ist auch als unser Glückshormon bekannt. Das ist allerdings nur eine Seite der Medaille, denn der Neurotransmitterhaushalt ist sehr sensibel. Dopamin ist verantwortlich für Verhalten, die Antriebskraft, Emotionen und vor allem für die Belohnungsfunktion. Es wird ausgeschüttet bei Sport, bei Sex, beim Musikhören, sozialer Interaktion oder einfach nur wenn wir eine Benachrichtigung aufs Handy bekommen, dass wir ein Like im Social Media Kanal bekommen haben.
Das Dopamin-Pendel
Grundsätzlich kann man sagen, dass Dopamin nicht positiv oder negativ ist. Denn zu viel Dopamin kann Aggression, Panik, Ängstlichkeit, Schlaflosigkeit, Paranoia, hohen Blutdruck und Herzrasen auslösen. Zu wenig Dopamin kann hingegen zu Gelüsten, Süchten, Wut und risikoreichem und impulsivem Verhalten führen.
Abb. 1: Das Dopamin Pendel
Dopamin Abbau
Die sensible Neurotransmittersymphonie ist darauf angewiesen, dass genau die richtige Konzentration an Dopamin das nächste Neuron aktiviert. Damit das Dopaminpendel nicht zu weit auf eine Seite ausschlägt, funktioniert COMT als Regulator und Bremse, indem es Dopamin abbaut.
Warrior vs. Worrior
Unterschiedliche Genotypen bestimmen dabei die Fähigkeit Dopamin abzubauen. Das liegt an Funktion und am Gerüst des Enzyms. Vor allem der COMTval158met Polymorphismus hat dabei signifikante Auswirkungen, da sein Gerüst und dadurch auch seine Funktion als Enzym beeinträchtigt ist. Der Abbau von Dopamin funktioniert nicht mehr optimal, da das Enzym nicht mehr an den Rezeptor passt. Das kann man sich vorstellen, wie beim Schlüssel-Schloss-Prinzip. Das Resultat ist mehr Dopamin. AA Genotypen werden deshalb auch gerne als Worrior bezeichnet. Also als Menschen, die häufig gestresst oder ängstlich fühlen 1. Eine schlechtere Schlafqualität geht auch meist einher 2, sowie starke kognitive Fähigkeiten 3. GG Genotypen hingegen gelten als Warrior, also als Krieger, da sie meist sehr resistent gegenüber Stress sind 4, jedoch geringere kognitive Kapazitäten mitbringen 5.
Warrior (GG Genotyp) | Worrior (AA Genotyp) |
---|---|
entfalten besser ihre Fähigkeiten unter Stress | höhere kognitive Leistungsfähigkeit |
schmerztoleranter | schmerzintolerant |
größere emotionale Resilienz | große Aufmerksamkeitsspanne und besseres Gedächtnis |
weniger Ängste | ängstlicher und gestresster |
geringere Aufmerksamkeitsspanne | vermeiden Leid und Unheil |
schneller Dopaminabbau | langsamer Dopaminabbau |
Abb. 2: Warrior vs. Worrior
Hormone und Toxine
Als Methyltransferase Gen spielt COMT allerdings auch eine entscheidende Rolle im Östrogenstoffwechsel und in der Biotransformation. Da Hormone, wie Östrogene ebenfalls vom Körper über die Biotransformation entgiftet werden und da es Östrogenmetaboliten (16a-OH und 4-OH) gibt, die krebserregend wirken können , bekommt COMT in diesem 6 Zusammenhang eine ganz besondere Aufgabe zugeschrieben, nämlich als erste Abwehrreihe sozusagen, um krebserregende Metaboliten (Quinone) zu deaktivieren. 7
Der AA Genotyp zeigt daher auch in diesem Zusammenhang seine Schwächen, da eben nicht nur Dopamin weniger gut, sondern auch Östrogene schlechter abgebaut werden können. Stress und eine hohe Exposition mit Umweltgiften kann kann hier zusätzlich den AA Genotyp überlasten und das Hormonsystem ins Wanken bringen, wenn COMT mit dem Abbau von Dopamin als auch von Xenoöstrogenen (Umweltgifte, die im Körper wie Östrogene wirken) überfordert wird.
Epigenetik und COMT
Die Epigenetik, als auch die funktionelle Ernährung liefern uns für beide COMT Genotypen wunderbare Strategien, die es möglich machen sehr individuell auf Symptome oder Anliegen einzuwirken.
Da der AA Genotyp zu einer 4-fachen Verlangsamung führt 8, können wir einerseits funktionell positiv darauf einwirken, in dem Umweltgifte, wie Schminke, Cremes und Lotions, als auch konventionelle Ernährung gemieden wird. Wenn zudem ein gutes Stressmanagement (z.b. durch Atemtechniken, guter Schlaf, Yoga und Kräuter, wie Cordyceps, Rhodiola, Schisandra, Ginseng) erfolgt, ist eine gute Basis gelegt.
Ernährungstechnisch sollte man Katechine meiden. Diese befinden sich beispielsweise ein Tee, Kaffee und auch in Kartoffeln. Da COMT in seiner Funktion beim Dopaminabbau Magnesium benötigt, kann man durch Magnesium schon indirekt die COMT Aktivität stärken. Auch Vitamin C ist geeignet, da es als Cofaktor zum Abbau von von Dopamin benötigt wird.
Für den GG Genotyp eigenen sich hingegen Katechine in der Ernährung als auch Bewegung und Sport am Morgen wunderbar, um auf natürliche Art Dopamin zu stimulieren. Auch SAMe und Quercetin eigenen sich für den Warrior-Genotypen.
Warrior (GG Genotyp) | Worrior (AA Genotyp) | |
---|---|---|
Ernährung | Katechine aus Grüntee, Kaffee, Kartoffeln suchen | Katechine aus Grüntee, Kaffee, Kartoffeln meiden |
Nährstoffe | Tyrosin und Phenylalanin, Quercetin, SAMe | Adaptogene, wie Cordyceps, Rhodiola, Schisandra, Ginseng; Magnesium, Vitamin C |
Lifestyle | Sport und Bewegung am Morgen | Umweltgifte noch mehr meiden und auf Naturkosmetika umsteigen, regelmäßig Detox machen und Östrogen Kontrolle; Darmgesundheit unterstützen; |
Abb. 3: Warrior vs. Worrior Empfehlungen
Ausblick
COMT hat weitreichende Auswirkungen auf unseren Organismus. Das zeigen vor allem die Genotypen Warrior und Worrior mit ihren Eigenschaften und Eigenheiten. Die Epigenetik und die funktionelle Ernährung liefern uns allerdings höchst individuelle Strategien, um auf beide Typen positiv einzuwirken. Das Wissen über die Genetik selbst liefert dabei den Startpunkt für eine individuelle Lifestyleanpassung. Was ist dein Genotyp?
Sebastian
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